Die ersten Monate 2017 - der große Wagyū Test

Das beste Fleisch der Welt? Fleischexperten oder Personen, die sich zu diesen zählen sind sich zumeist einig: Wagyū bzw. Kobe. Um die Rasse mit der außergewöhnlichen Fettmarmorierung ranken sich diverse Mythen (von Biermassagen über anderen Wellness für die Tiere), die meisten stellen sich nach kurzer Recherche aber als falsch heraus. Das Original Kobe Fleisch stammt aus Japan, genauer gesagt aus der Region rund um die Großstadt Kobe. Doch seit einigen Jahren wurden immer mehr Wagyū Rinder und Embryos exportiert, um auch in anderen Ländern eine derartige Zucht voranzutreiben. Wir haben in den letzten Monaten diverse österreichische und deutsche Wagyū Bauern getestet und wollen hier unsere Eindrücke in einem ultimativen Ranking schildern.


Generell muss festgehalten werden, dass diese Art des Steakgenusses dauerhafte Schäden in einer Geldbörse verursachen kann. Kilopreise von 100 bis 200 Euro sind "normal" (in Japan legt man für Original Kobe Fleisch zwischen 400 und 600 Euro pro Kg ab), was einerseits durch die teure Haltung der Tiere, andererseits durch die extreme Marmorierung und die damit verbundene Zartheit des Fleisches begründet ist.

Bei den getesteten Fleischstücken hat sich kein komplett eindeutiges Ranking ergeben, der subjektive Geschmack der einzelnen Teilnehmer hat unterschiedliche Ergebnisse hervorgebracht. Außerdem befanden sich alle Steaks auf einem sehr hohen und vergleichbaren Niveau. Auf die Unterschiede wird nun in einigen Passagen eingegangen.

Die Einzelwertung:

Putz Wagyu (http://www.putz-wagyu.at/) - Der Testsieger!

Der Bauernhof Putz in Ohlsdorf schlachtet alle paar Monate mal ein Tier, was es etwas schwierig macht, dieses Fleisch regelmäßig zu beziehen. Des Weiteren werden nur Mischpakete verkauft, damit es kein Gerangel um Edelstücke gibt. Dieser Zugang hat uns besonders gefallen, weshalb wir gleich 10kg bestellt haben, um uns quer durch die Kuh zu testen. Die Qualität der einzelnen Fleischteile war jedes Ma(h)l der Hammer, von sensationellen Flank Steaks über Wagyu Gulasch hin zu Burger Patties, die volle Bandbreite brachte die Herren des Clubs regelmäßig in euphorisierte Gemütszustände. Nach interner Abstimmung hat sich das Fleisch von Putz Wagyu als leichter Testsieger herauskristallisiert, besonders das Flank (Foto) hat es den ehrenwerten Herrschaften angetan.

Wagyu Flank Steak von Putz


EWA (http://www.european-wagyu-academy.com/index.php) - Diese Optik!

Rein zufällig (und mit freundlichem Dank an Fred Zehetner von der BOA Farm) ist uns ein höchst interessantes Stück untergekommen, welches sofort den Weg in die Pfanne und auf die Teller einer exklusiven Gentlemen Runde fand. Die Marmorierung war die intensivste, die wir jemals von einem Wagyu Rind gesehen haben, genau so stellt man sich das Original Kobe aus Japan vor. Auch geschmacklich wusste es durchaus zu überzeugen, wunderbar zart (wie eigentlich alle Wagyu Stücke) und intensiv buttrig stellte es ein sensationellen Montag-Lunch dar.  

EWA



Wagyuhof Mostviertel (https://wagyu-oesterreich.at/) - Schöne Cuts!

Der Wagyuhof Mostviertel besitzt einen modernen Marketingauftritt, einen Webshop und eine immer größer werdende Anzahl an Kunden.  Allein in den letzten Monaten konnten wir einige Professionalisierungsstrategien - wie eine neue Halle für die Tiere - beobachten. Für unseren Test haben wir uns ein 1k Porterhouse und ein 1kg Ribeye bestellt und wurden nicht enttäuscht. Tolle Marmorierung und wunderbar dick geschnittene Steaks durften wir bewundern. Auch geschmacklich gab es an den Steaks wenig auszusetzen, zart und buttrig, wie ein Wagyu eben sein soll. Der Preis der Steaks ist recht hoch, wobei man sich hier auch nicht sonderlich von der Konkurrenz unterscheidet.

Porterhouse vom Wagyuhof Mostviertel


Kreutzers (https://kreutzers.eu/) - Internationale Delikatessen!

Kreutzers ist im Gegensatz zu den anderen Betrieben kein klassischer Bauernhof, sondern ein deutsches Startup, welches Fleisch aus aller Welt vertreibt. Für unseren Test orderten wir Wagyu Ribeye aus Deutschland. Die Marmorierung bzw. Optik war nicht so gut wie bei der österreichischen Konkurrenz und auch die dünnen Schnitte bzw. kleinen Teile wussten nicht unbedingt zu überzeugen. Dafür war Kreutzers in diesem Test der Preissieger und lieferte geschmacklich auch ein sehr solides Stück ab. Australisches Wagyu wurde bereits bestellt, dieses ist aber anscheinend noch am Postweg und wird bei unserem nächsten Test berücksichtigt. 

Deutsches Ribeye von Kreutzers

Bio Wagyu vom Hause Leitner (http://www.bio-wagyu.at/) - Die Premiere!

Der letzte Beitrag behandelt gleichzeitig unseren Einstieg in die österreichische Wagyu Szene. Bereits im Mai 2016 wurde ein tolles 2 kg Rumpsteak aus dem Hause Leitner getestet, das bei unserer Zusammenkunft mit den Jungs vom Manly Men Food Blog (http://www.steakclub.wien/2016/05/steak-club-may-16.html) für das Highlight des Abends sorgte. Das 2 kg Stück wurde im Ganzen im Holzkohle Kugelgrill zubereitet, erinnerte vom Aussehen an Leberkäse, schmeckte aber ganz hervorragend. 

Rumpsteak vom Hause Leitner


Das Fazit:

Wagyu ist eine höchst spannende Rinderrasse, die herausragende Steaks hervorbringt. Für besondere Anlässe oder zum Probieren absolut empfehlenswert, doch als "Alltagssteak" nicht wirklich zu gebrauchen. Die einstimmige Meinung des Steakclubs lautet, dass das Preis-Leistungsverhältnis leider etwas verschoben ist, man um gleiches Geld ähnliche, gleichwertige, aber dafür um einiges mehr an Steaks bekommt. 

Ausblick:

Der Gentlemen Steak Club Vienna hat eine halbe Kuh gekauft, war bei der Schlachtung dabei und wird im nächsten Blogeintrag über diese sensationelle Erfahrung berichten.